8. Josef Felder wird Augsburger Stadtrat
1929 wurde Josef
Felder auch Mitglied des Augsburger Stadtrates. In
den kommunalen Ausschüssen für Kunst und Wissenschaft sowie für Leibesübung und
Körperpflege setzte er sich mit Nachdruck für die Subventionierung des
finanziell gefährdeten Augsburger Stadttheaters und die Schaffung besserer
Sport- und Badeangelegenheiten für die Bevölkerung ein.
Josef Felder bei seiner Rede am Wertachkanal 1927, 1927
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Im Juli
1927 organisierte er mittels Aufrufen in der Schwäbischen
Volkszeitung eine Demonstration von 8000 Augsburgern am Wertachkanal, bei
der er auch als Redner auftrat. Dadurch erreichte er zusammen mit seinen
SPD-Kollegen im Stadtrat gegen die BVP,
dass der Bau eines Familienbades
beschlossen wurde. Im Stadtrat polemisierte er auch gelegentlich gegen seinen
Onkel, der in den Reihen der Bayrischen
Volkspartei saß.
Die Stadtrats-Kandidaten der SPD in Augsburg am 28.10.1929, 29.10.1929
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Die Stadtrats-Kandidaten der SPD in Augsburg am 28.10.1929, 28.10.1929
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Die Augsburger Stadtratsfraktion
Ausflug der Stadtratsfraktion der SPD an den Ammersee, 1931, 1931
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Die Stadtratsfraktion der SPD
unter Führung des Metallarbeiterfunktionärs Wernthaler und die SPD unter dem
Landtagsabgeordneten Clemens
Högg sorgten laufend für kommunale und sonstige politische Initiativen.
Der Besuch der Versammlungen war ausgezeichnet und die Informationspolitik
durch die Mandatsträger im Stadtrat, Landtag und Reichstag umfassend. Die Augsburger SPD blieb frei von
Flügelkämpfen wie sie gelegentlich in München sichtbar wurden. Sie war auch
zeitweise viel progressiver als die Münchner SPD. Josef Felder zählte sich
persönlich zum progressiven Flügel der Partei, was mehrfach beim
Landesvorsitzenden und einigen Mitgliedern des Bezirksvorstands
Oberbayern-Schwaben Unbehagen auslöste. Dies zeigte sich besonders im Wahlkampf
1928, wo er viel Gegenwind aus der eigenen Partei einstecken musste.
Die Panzerkreuzeraffäre
Erhard Auer
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Den
Wahlkampf 1928 hatte die SPD mit Josef Felder in Schwaben mit einer sehr
wirksamen Parole geführt: „Panzerkreuzer oder Kinderspeisung“. Im Haushaltsplan
der abgetretenen Regierung Wilhelm
Marx waren mehrere Millionen, die der Schulkinderspeisung dienten,
gestrichen worden. Stattdessen hatte die Regierung neun Millionen Mark als
erste Rate für den Bau eines Panzerkreuzers
verplant. Dagegen richtete sich der heftige Protest der SPD, was auf breite
Zustimmung bei den Wählern traf. Die Wahl fiel für die SPD sehr gut aus und
brachte den SPD-Politiker Hermann
Müller an die Regierung.
Wilhelm Marx
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Als
Hermann Müller aber dann das Panzerkreuzerprojekt
in seinem Etat beließ, entfachte das große Empörung in verschiedenen
Parteibezirken und Ortsvereinen, besonders in Augsburg und Schwaben, wo Josef Felder tätig war.
Der Grund dafür lag darin, dass Augsburg eine Stadt mit vielen Arbeitern war,
die für die Kinderspeisung
und gegen den Panzerkreuzer eintraten. Deshalb wurde, mit Zustimmung der
schwäbischen Landtagsabgeordneten, eine Massenkundgebung in Augsburg
einberufen, auf welcher der Reichstagsabgeordnete Georg Simon die Ablehnung der
Ratenzuweisung für das Kriegsschiff forderte. Dies stand im Gegensatz zu der
Haltung des bayrischen Landesvorstands unter Erhard Auer und glich, laut
Josef Felder, einer Art
Basis-Revolte. Die Eintracht der SPD im Wahlkreis Oberbayern-Schwaben war
daraufhin für einige Zeit gestört.
Hermann Müller
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Ablehnung des Panzerkreuzer in Augburg
Erhard
Auer schickte daraufhin den Münchner Abgeordneten Hans Unterleitner
zu Versammlungen nach Schwaben, um für den Panzerkreuzer Verständnis
in der Bevölkerung und in der SPD zu wecken. Josef Felder veröffentlichte in
der Schwäbischen
Volkszeitung, wo er als Chefredakteur tätig war, die lokalen Berichte über
Unterleitners Referate in Schwaben ungekürzt, fügte aber hinzu, dass man in
Augsburg und Schwaben ganz anders über diese Frage denke. Dies führte zu einer,
wie es Josef Felder beschrieb, stürmischen Sitzung im Bezirksvorstand
Oberbayern-Schwaben und zu der Äußerung Erhard Auers über Josef
Felder: „Wenn dieser junge Mann in Augburg sich weiter so verhält, dann muss
er weg!“
Panzerkreuzer SMS Hindenburg
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Diskussion auf dem SPD-Parteitag in Magdeburg
Beim SPD-Parteitag in Magdeburg,
bei dem es um die Richtlinien für ein Wehrprogramm der SPD ging, war Josef Felder Mitglied der
neunköpfigen Delegation des 24. Wahlkreises Oberbayern-Schwaben. Sie wurde
angeführt von Erhard Auer,
dem Landessekretär Georg Keil und dem Münchner Parteichef Thomas Wimmer.
SPD-Parteitag 28.5.1929 in Magdeburg: Darunter als weibliches Mitglied der SPD-Wehrkommission Toni Sender, Mitglied des SPD-Parteivorstandes ( erste von links); außerdem Julius Leber und Theodor Haubach, die späteren Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944, 28.05.1929
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Bei
der Auseinandersetzung über die Regierungspolitik Hermann Müllers
bekam der Delegierte Dr. Eckstein aus Breslau starken Beifall mit folgenden
Sätzen: „Unter Führung des Parteivorsitzenden Müller haben wir 1928 das Wahlversprechen
gegeben, den Panzerkreuzer nicht zu bauen. Unter dem Kanzler Müller wird er
gebaut. Unter dem Parteivorsitzenden Müller haben wir das Wahlversprechen der Kinderspeisung gegeben,
unter dem Kanzler Müller werden die Mittel dazu gestrichen. Unter der Führung des Parteivorsitzenden Müller
haben wir das Wahlversprechen gegeben, den Reichswehr-Etat auf 500 Millionen zu
senken, unter dem Kanzler Müller wird dieses Versprechen ebenso wie das der
Demokratisierung der Reichswehr nicht eingelöst.“
Thomas Wimmer
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Dr.
Eckstein wurde erwiderte, dass es sich um eine Regierungskoalition der SPD mit
bürgerlichen Parteien handle und die SPD nicht in der Mehrheit sei. Diese
Position fand ebenfalls großen Anklang bei den Anwesenden. Die SPD war
gespalten.
Rede Dr. Kurt Schumachers zum Panzerkreuzer
Im
Verlauf der Debatte ergriff auch der Stuttgarter Parteiredakteur Dr.
Kurt Schumacher das Wort. Er sagte wörtlich: „Der Vater des
Wehrprogramms ist der Panzerkreuzer A. Die Erleichterung für kommende
Entscheidungen, die manche von diesen Richtlinien erwarten, werden nicht
eintreten. Ich glaube, dass die Grundsätze des Parteiprogramms zur praktischen Politik
genügen, und meine, dass die Fahne, unter der die Arbeiter der
sozialdemokratischen Politik folgen werden, die Fahne der Kriegsverhinderung
mit allen Mitteln ist.“ Für diese Rede erhielt auch Dr. Kurt Schumacher
großen Beifall.
Dr. Kurt Schumacher
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Die Haltung Carl Severings und Julius Lebers
Carl Severing
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Carl Severing vertrat vehement die Ansicht, dass
die Partei die Zusammenarbeit mit der Reichswehr benötige, wenn
sie reale Macht erlangen und auch behalten wolle. Zudem erwähnte er, dass die
SPD nur in Zusammenarbeit mit dem bürgerlichen Reichswehrminister Wilhelm
Groener die „Republikanisierung der Reichswehr“ beginnen könne. Julius Leber
nannte die Spannung zwischen Reichswehr und Arbeiterschaft einen gewaltigen
Passivposten der Republik, welcher auch auf das Konto der SPD gehe. Emphatisch
rief Julius Leber
aus: „Denken Sie darüber nach und ziehen Sie daraus die Konsequenzen. Ist an
der Spannung die Reichswehr alleine schuld? Derjenige, der diese Frage mit
einem glatten Ja beantwortet, muss ein ziemlich hartes Gewissen haben.“
Julius Leber
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Entscheidung und Haltung Josef Felders
Josef Felder war
außerordentlich beeindruckt von dieser Debatte, doch neigte er nach Abwägung
aller Argumente schließlich der Haltung Dr. Kurt Schumachers
zu. Dies mündete später in eine politische Freundschaft. Die Wehrrichtlinien
der SPD wurden letztendlich mit 242 zu 147 Stimmen angenommen, gegen den Willen
Josef Felders. Von den 9 Delegierten seiner Delegation stimmten 6, darunter Erhard Auer und Thomas Wimmer mit Ja und
3 mit Nein, darunter Josef
Felder. Die Nein-Stimmen erregten das Missfallen Erhard Auers, der in
seiner autoritären Art eine widersprüchliche Haltung nur schwer ertragen
konnte.
Konflikte mit der KPD
Nicht
nur das Verhältnis zur NSDAP
war feindlich, auch mit der KPD
gab es wenig Berührungspunkte. Aus dem folgenden Brief an die Stadt Augsburg
wird die Kontroverse Josef Felders mit Hans
Beimler, späterer KZ-Insasse, der aus dem KZ Dachau fliehen konnte,
deutlich. Die Atmosphäre im Augsburger Stadtrat zwischen der SPD
und der KPD war vergiftet. Erst
nach der Machtergreifung Hitlers
plädierte Josef Felder für eine Kooperation der SPD mit der KPD gegen die
Nationalsozialisten, eine geradezu revolutionäre Perspektive für die SPD. Mit
dieser Haltung konnte sich aber Josef Felder in der SPD nicht durchsetzen.
Brief Josef Felders an die Stadt Augsburg , in welchem er sich über die persönlichen Angriffe Hans Beimlers auf seine Person beschwert. Hans Beimler konnte 1934 aus dem KZ Dachau entfliehen und spielte eine maßgebliche Rolle im Spanischen Bürgerkrieg im
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Literatur:
Josef Felder, Warum ich Nein sagte, Reinbek 2002
Josef Felder, Mein Weg: Buchdrucker - Journalist - SPD-Politiker, in: Deutscher Bundestag, Abteilung Wissenschaftliche Dokumentation, Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen; Boppard 1982, S. 15-79
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