2.6 Ende des Südost-Kuriers
Der Südost-Kurier
wurde auf Basis eines Zwangspachtvertrags in der Druckerei des Altverlegers
Fritz Wiedemann produziert. Da dieser jedoch zum 31.1.1954 auslaufen sollte und
kaum Aussicht auf Verlängerung bestand, dachte Josef Felder über den Bau
eines eigenen Verlagsgebäudes nach.
Hierzu bot ihm Fritz Wiedemann, der gerne selbst
eine Zeitung in seiner Druckerei produziert hätte, den Verkauf eines
Grundstücks angemessener Größe aus dem Familienbesitz an den Südost-Kurier an.
Obwohl Josef Felder
zunächst sehr angetan von dieser Idee war, hatte er aufgrund seiner
angeschlagenen Gesundheit und der durch die Währungsreform verschlechterten
Finanzlage des Südost-Kuriers
bald Bedenken. Letztendlich scheiterte das Vorhaben vor allem an dem kaum
lösbaren Finanzierungsproblem.
Josef Felder, 1954
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Da andere Vorschläge wie zum Beispiel ein
Angebot der katholischen
Kirche, sich finanziell am Südost-Kurier zu beteiligen, für Josef Felder nicht in
Betracht kamen, musste er schließlich über die Einstellung seiner Zeitung
nachdenken. Hieran hatten auch Wiedemann und die anderen Verleger der Region,
welche die Konkurrenz durch den Südost-Kurier ausschalten wollten, ein starkes
Interesse.
Um Josef Felder zur Aufgabe
zu bewegen, boten sie ihm die Zahlung einer Ablösesumme für den Südost-Kurier
an. Neben Meinungsverschiedenheiten über die Höhe dieser Summe stellte jedoch
auch der Zeitpunkt der Einstellung des Südost-Kuriers einen Streitpunkt dar.
Nach langen und schwierigen Verhandlungen einigten
sich Felder und Wiedemann schließlich auf Verlängerung des Pachtvertrags bis
zum 31.12.1954 und die anschließende Einstellung der Zeitung bei Zahlung einer
Ablösesumme von 100000 Mark, die je zur Hälfte von Wiedemann und den übrigen
regionalen Verlegern aufgebracht werden sollte. Für die gezahlte Ablösesumme
verpflichtete sich Josef Felder, im Verbreitungsgebiet des Südost-Kuriers nie
wieder verlegerisch oder publizistisch tätig zu werden. Zusätzlich untersagte
der am 20. Januar 1954 unterzeichnete Vertrag den übernehmenden
Zeitungen, gehässige Kommentare über den Südost-Kurier oder sein Ende zu
veröffentlichen.
Die Aufgabe des Südost-Kuriers, der sein „Kind“
sei und an dem er „mit journalistischer Leidenschaft“ (Frei, S. 189) hänge,
fiel Josef Felder
sichtlich schwer. Er und seine Mitarbeiter, die unter der Überschrift „Wir
glauben, eine gute Zeitung gemacht zu haben“ (Frei, S. 191) eine Abschiedsseite
erstellten, waren von der Bedeutung der Zeitung überzeugt.
Josef Felder verabschiedet sich, 31.12.1954
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Hierin wurden sie vom Großteil der Politiker,
die Felder zum Ende des Südost-Kuriers um ein ehrliches Urteil bat, bestätigt.
So schrieb Wilhelm
Hoegner, dass die „Demokratie [...] einen ihrer mutigsten Vorkämpfer“
(Frei, S. 190) verloren habe. Eine ähnliche Schlussbilanz zog auch Felder
selbst in einem längeren Artikel in der letzten Ausgabe des Südost-Kuriers vom
31.12.1954: „Ohne Überheblichkeit haben wir [...] das Bewußtsein, in der [...]
Südostecke Bayerns unseren erfolgreichen Beitrag zur demokratischen Erneuerung
des politischen Bewußtseins geleistet zu haben“ (Frei, S. 190).
Belegschaft des Südost-Kuriers
Marianne Krell, politische Redakteurin (SOK)
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Paul Zimmermann, Journalist ( SOK )
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Max Koerner, Lokal- und Sportredakteur (SOK)
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Erna Hoesch, Redakteurin in München (SOK)
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Josef Felder und Team, 1946
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Josef Felder und Druckerteam bei der Arbeit, 1946
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Josef Felder und Druckerteam bei der Arbeit, 1946
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Josef Felder und Druckerteam, 1946
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Verfasser: Constantin Pröll und Anja Ruisinger
Literatur:
Norbert Frei. Amerikanische Lizenzpolitik und deutsche Pressetradition. München, R. Oldenbourg Verlag 1986
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