5.3 Josef Felder im KZ Dachau

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Mai 1934 hielt sich Josef Felder vor den Nationalsozialisten versteckt. Er arbeitete ab Oktober nur heimlich und ohne polizeiliche Anmeldung im Sportgeschäft Willy Bogners. Dennoch wurde er schon im November in seiner Wohnung verhaftet, nachdem ihn ein entfernter Verwandter an die Gestapo verraten hatte.

In den tagelangen Verhören bei der Gestapo gelang es ihm, seine politischen Aktivitäten in Wien zu verbergen, indem er angab, beim Wiener Kabarett „Die Seeschlange“ engagiert gewesen zu sein. Die Gestapo schenkte ihm Glauben, wodurch ihm eine Anklage vor dem Volksgerichtshof erspart blieb.

Dennoch wurde er im November 1934 – ohne jedes Gerichtsverfahren – im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Dort musste er bis Mitte Januar 1936 bleiben. Seine Haftzeit im Konzentrationslager wurde Mitte 1935 für zwei Monate unterbrochen, die er wegen unerlaubten Grenzübertritts im Amtsgerichtsgefängnis Dachau verbringen musste.

Aufgrund des obenstehenden Fotos wurde Josef Felder am 22. Dezember 1934 in die Kommandantur des Konzentrationslagers Dachau gerufen. Es zeigt ihn 1927 bei einer Demonstration für ein städtisches Familienbad in Augsburg. Die Nationalsozialisten interpretierten das Foto jedoch als Beweis für politische Hetze.

Daher wurde Josef Felder in den Bunker gesperrt und an eine Kette angeschlossen. Dort musste er viele Demütigungen erleiden, beispielsweise wurde ihm ein Strick mit der Aufforderung, sich zu erhängen, gegeben. Erst nach einem Monat im Bunker wurde er aufgrund eines Lungenleidens auf die Krankenstation verlegt. Nach der Genesung von seinem Lungenleiden brauchte Josef Felder im Konzentrationslager keine schweren Arbeiten mehr verrichten, sondern musste einer kaufmännischen Tätigkeit nachgehen. Trotzdem waren die psychischen Belastungen – die Todesangst, die Erniedrigungen – kaum zu ertragen. Mitte Januar 1936 bewirkte Willy Bogner durch seinen persönlichen Einsatz Josef Felders Entlassung aus dem Konzentrationslager.


Das Leiden Josef Felders während seiner über einjährigen Inhaftierung als politisch Verfolgter war unsäglich und dennoch: Viele seiner Mithäftlinge und ehemaligen Parteigenossen wie beispielsweise Kurt Schumacher mussten die Leiden im Konzentrationslager noch wesentlich länger erdulden, einige starben dort – von den Nationalsozialisten zu Tode gequält oder ermordet.

Anja Ruisinger
Literatur:
Josef Felder. Warum ich Nein sagte. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuch 2002 (vgl. S. 167, 171-179)