3.4 Politisches Engagement

Infolge der Demobilisierungsverordnung, die besagte, dass alle Beschäftigten, die während des Krieges nach München gekommen waren, wieder in die Heimatorte zurückkehren müssten, räumte Josef Felder seine Stellung im Verlag und kehrte nach Mindelheim zurück. Das Zeugnis der Firma Kastner und Callwey attestierte ihm:

„Das Verhalten während der Politischen Unruhen war einwandfrei“. Die Wortwahl „politische Unruhen“, als Bezeichnung für die kurze Phase der Räterepublik war repräsentativ für die Einstellung der damaligen Bevölkerung zum gescheiterten Rätesystem.

Zurück in Mindelheim wurde Josef Felder in der zweitgrößten örtlichen Zeitung „Mindelheimer Neueste Nachrichten“ bis zum Februar 1920 tätig, um dann beim Verlag Reuss und Itta in Konstanz bei der Herstellung des Bodensee-Jahrbuches mitzuwirken.

1921 kehrte Josef Felder zu den „Mindelheimer Neuesten Nachrichten“ zurück, übernahm dort die Lokal- und Stadtratsberichterstattung bis Ende 1921. Nach einer mehrmonatigen Wanderschaft durch große Teile Deutschlands kehrte er zurück und arbeitete bis 1924 im elterlichen Textilgeschäft als Buchhalter.

Eintritt in die USPD

Josef Felder war infolge der politischen Ereignisse in München und durch die Beschäftigung mit der Geschichte der SPD zur Überzeugung gekommen, dass ein entschlossener sozialistischer Kurs für die Bevölkerung das Beste wäre.

Doch die politische Haltung der SPD erschien Josef Felder zu dieser Zeit zu zögerlich, weshalb er sich der USPD anschloss und 1919 in Mindelheim einen Ortsverband gründete. Aber die von München gesandten Redner, sowohl ihre persönliche Haltung wie demagogische Zielsetzung vermochten die Mindelheimer Arbeiterschaft nicht zu überzeugen, sodass immer mehr Parteimitglieder aus der Ortsgruppe austraten.

Übertritt zur SPD

Als in der USPD in Mindelheim sich eine Mehrheit zugunsten der 21 „Leitsätze über die Bedingungen der Aufnahme in die Kommunistische Internationale“ fand und sich Josef Felder mit seinem Veto nicht durchsetzen konnte, verließ er konsequenterweise die Reihen der USPD und trat noch am folgenden Tag der MSPD bei.

Da man dort bald erkannte, über welche rhetorische Begabung er verfügte, wurde ihm die Leitung über eine Gruppe der sozialistischen Arbeiterjugend in Mindelheim und gemeinsam mit dem Münchner Parteisekretär die Betreuung der sozialistischen Jugendgruppen im Allgäu und im Donautal übertragen.

Örtlicher Widerstand

Seine Tätigkeit förderte zwar seinen Bekanntheitsgrad, löste aber auch heftigen Widerstand seitens der katholischen Kreise in Mindelheim aus. Verschiedentlich wurden seine Aktivitäten zum Anlass genommen, das Kaufhaus des Vaters zu boykottieren.

Insbesondere die Bauern beschwerten sich wiederholt beim Vater über den jungen Josef Felder, erhielten aber seitens des Vaters eine Abfuhr: “Mein Sohn ist längst volljährig und hat seine eigene politische Überzeugung.“

Auch seitens der Textilarbeiterjugend von Augsburg und der Arbeiterjugendverbände aus Oberbayern und Schwaben erfuhr Josef Felder Rückhalt. Eigens hielten sie in Mindelheim einen Demonstrationszug zugunsten von Josef Felder ab, was allerdings die Abneigung gegen den jungen Sozialisten nur noch verstärkte.

Früher Warner gegen die NSDAP

Von 1921 bis 1924 agierte Josef Felder auch als Korrespondent der „Schwäbischen Volkszeitung“ in Augsburg und erhielt dadurch die Chance, das politische Geschehen zu kommentieren. Zunächst richteten sich seine Kommentare und Aktivitäten gegen die Bayerische Volkspartei, später dann verstärkt gegen die immer stärker werdende NSDAP.

Mittlerweile war Josef Felder zum Ortsvorsitzenden der SPD gewählt worden. Als solcher warnte er vor einer Verstärkung des Nationalismus durch die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Streitkräfte 1923.

Als Folge seiner kritischen Haltung erhielt Josef Felder massive Drohbriefe seitens des Nazi-Ortsverbandes Bad Wörishofen. Während des Hitlerputsches von 1923 musste seine Wohnung in Mindelheim sogar von bewaffneten Parteifreunden gesichert und bewacht werden.


Texte von : Christian Heidinger, Christoph Jung
Literatur:

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