Infolge der Demobilisierungsverordnung,
die besagte, dass alle Beschäftigten, die während des Krieges nach München
gekommen waren, wieder in die Heimatorte zurückkehren müssten, räumte Josef Felder seine
Stellung im Verlag und kehrte nach Mindelheim zurück. Das Zeugnis der Firma Kastner und Callwey attestierte
ihm:
„Das Verhalten während der
Politischen Unruhen war einwandfrei“. Die Wortwahl „politische Unruhen“,
als Bezeichnung für die kurze Phase der Räterepublik
war repräsentativ für die Einstellung der damaligen Bevölkerung zum
gescheiterten Rätesystem.
Zurück in Mindelheim wurde Josef Felder in der
zweitgrößten örtlichen Zeitung „Mindelheimer Neueste
Nachrichten“ bis zum Februar 1920 tätig, um dann beim Verlag Reuss und Itta
in Konstanz bei der Herstellung des Bodensee-Jahrbuches mitzuwirken.
1921 kehrte Josef Felder zu den
„Mindelheimer Neuesten Nachrichten“ zurück, übernahm dort die Lokal- und
Stadtratsberichterstattung bis Ende 1921. Nach einer mehrmonatigen Wanderschaft
durch große Teile Deutschlands kehrte er zurück und arbeitete bis 1924 im
elterlichen Textilgeschäft als Buchhalter.
Josef Felder war infolge
der politischen Ereignisse in München und durch die Beschäftigung mit der
Geschichte der SPD zur
Überzeugung gekommen, dass ein entschlossener sozialistischer Kurs für
die Bevölkerung das Beste wäre.
Doch die politische Haltung der SPD
erschien Josef Felder
zu dieser Zeit zu zögerlich, weshalb er
sich der USPD
anschloss und
Als in der USPD
in Mindelheim sich eine Mehrheit zugunsten der
21 „Leitsätze über die Bedingungen der Aufnahme in die Kommunistische
Internationale“ fand und sich Josef Felder mit seinem Veto nicht durchsetzen
konnte, verließ er konsequenterweise die Reihen der USPD
und trat noch am folgenden Tag der MSPD bei.
Da man dort bald erkannte, über welche rhetorische Begabung er verfügte, wurde ihm die Leitung über eine Gruppe der sozialistischen Arbeiterjugend in Mindelheim und gemeinsam mit dem Münchner Parteisekretär die Betreuung der sozialistischen Jugendgruppen im Allgäu und im Donautal übertragen.
Seine Tätigkeit förderte zwar seinen Bekanntheitsgrad,
löste aber auch heftigen Widerstand seitens der katholischen Kreise in
Mindelheim aus. Verschiedentlich wurden seine Aktivitäten zum Anlass genommen,
das Kaufhaus des Vaters zu boykottieren.
Insbesondere die Bauern
beschwerten sich wiederholt beim Vater über den jungen Josef Felder, erhielten
aber seitens des Vaters eine Abfuhr: “Mein Sohn ist längst volljährig und
hat seine eigene politische Überzeugung.“
Auch seitens der Textilarbeiterjugend von Augsburg und der Arbeiterjugendverbände aus Oberbayern und Schwaben erfuhr Josef Felder Rückhalt. Eigens hielten sie in Mindelheim einen Demonstrationszug zugunsten von Josef Felder ab, was allerdings die Abneigung gegen den jungen Sozialisten nur noch verstärkte.
Von 1921 bis 1924 agierte Josef Felder auch als Korrespondent der
„Schwäbischen Volkszeitung“ in Augsburg und erhielt dadurch die Chance, das
politische Geschehen zu kommentieren. Zunächst richteten sich seine Kommentare
und Aktivitäten gegen die Bayerische
Volkspartei, später dann verstärkt gegen die immer stärker werdende NSDAP.
Mittlerweile war Josef Felder zum
Ortsvorsitzenden der SPD
gewählt worden. Als solcher warnte er vor einer Verstärkung des Nationalismus durch die Besetzung
des Ruhrgebietes durch französische Streitkräfte 1923.
Als Folge seiner kritischen
Haltung erhielt Josef
Felder massive Drohbriefe seitens des Nazi-Ortsverbandes Bad
Wörishofen. Während des Hitlerputsches
von 1923 musste seine Wohnung in Mindelheim sogar von bewaffneten
Parteifreunden gesichert und bewacht werden.
Texte von : Christian Heidinger, Christoph Jung
Literatur: