Der Putsch richtete sich gegen
die von den Parteien SPD,
Zentrum
und DDP
getragene Regierung des Reichskanzlers
Gustav
Bauer (SPD),
welche die Annahme des Versailler
Vertrages durchgesetzt hatte.
Zwar hatte die Regierung
versucht, die Erfüllung der einzelnen Bestimmungen des Versailler
Vertrages in der Durchführung abzuschwächen, was aber nur in einzelnen
Fällen gelang. Am 10. Januar 1920 trat der Vertrag in Kraft. Das hieß:
Neuorganisation und Umbau der Reichswehr
auf die Stärke von 100.000 Mann; Auflösung der Freiwilligen- und Wehrverbände;
Entwaffnung der Bevölkerung; Auslieferung der Kriegsverbrecher; Beginn der Reparationsleistungen.
Bei Zuwiderhandlungen drohte die Besetzung des Reiches.
Große Teile des Offizierskorps der Reichswehr
und die Angehörigen der paramilitärischen
und rechtsorientierten Verbände wollten dies nicht hinnehmen. Diese Haltung
fand auch in weiten Teilen der Bevölkerung Unterstützung. Zudem waren die Leute
unzufrieden mit der politischen Entwicklung und Inflation.
Daneben schien der soeben beendigte Prozess gegen Matthias
Erzberger zu bestätigen, dass er seine Steuererklärung manipuliert habe,
worauf er zurücktrat. Matthias
Erzberger hatte am 11. November den Waffenstillstand
in Compiegne unterzeichnet und galt als Inkarnation der „Novemberverbrecher“
und „Dolchstoßtäter“.
Die Reichsregierung selbst
bemühte sich, den Abbau der bewaffneten Kräfte hinauszuzögern, denn sie sah sich
auf die Truppen angewiesen, um der heftigen sozialen Unruhen im Reich
Herr zu werden. So endeten etwa im Januar 1920 vor dem Reichstag
Auseinandersetzungen um das Betriebsrätegesetz gewaltsam. Zudem war die Frage
der Grenzen des Reiches
im Osten noch nicht geklärt; polnische Nationalisten versuchten
hier im Vorfeld anstehender Referenden
Tatsachen zu schaffen.
Chronologie
Gründe für den Putsch sind die Armee als Staat im Staate, ihre negative
Einstellung gegenüber der jungen Republik
sowie die Frustration der nun in Freikorps
organisierten ehemaligen Soldaten. Außerdem drohte gemäß den Bestimmungen des Versailler
Vertrages die Entwaffnung und Entlassung aus den Verbänden. Die
Verringerung der Heeresstärke auf 100.000
Soldaten bedeutete eine Verringerung um etwa 400.000 Soldaten.
Weiterhin kämpften insbesondere die so genannten Baltikum-Freikorps (aus denen
sich die Marinebrigade
Ehrhardt zu einem wesentlichen Anteil zusammensetzte) auch nach dem Krieg
unter Duldung der Alliierten
gegen die vorrückenden bolschewistischen
Truppen. Nach der Eroberung und Befreiung Rigas im Mai 1919, galt der Auftrag
als erfolgreich erfüllt. Der folgende Abzugsbefehl wurde seitens der Freikorps
ignoriert. Erst als die deutschen Behörden den Nachschub unterbrachen, gaben
die Freikorps
auf, jedoch mit dem Gefühl, von der eigenen Regierung verraten
worden zu sein. Diese Enttäuschung trifft sich mit der 1919 gegründeten
Nationalen Vereinigung, einer Nachfolgeorganisation der Deutschen Vaterlandspartei
aus dem Ersten Weltkrieg.
Im Verlauf des Putsches kamen etwa 2.000
Zivilisten, vor allem Arbeiter, ums Leben. Etwa genauso viele wie im Kampf
wurden standrechtlich hingerichtet.
Weil die Regierung die
Wehrverbände wie die Brigade
Ehrhardt nach der Flucht Wolfgang Kapps
gegen die weiter streikenden Arbeiter zu Hilfe rief, konnten sie noch eine Zeit
lang weiter bestehen. Die ebenfalls eingesetzte, schwer bewaffnete Sicherheitspolizei
(kurz: Sipo) setzte Bomben aus Flugzeugen und schwere Maschinengewehre zur
"Aufstandsbekämpfung" ein. Der Befehlsverweigerer Hans von
Seeckt wurde befördert.
Aus den Reichstagswahlen kurz
darauf gingen die extremen
Parteien deutlich gestärkt hervor, bereits nach eineinhalb Jahren hatten die demokratischen Parteien über
30% an Stimmen verloren, von nun an konnte man von einer „Republik ohne Republikaner“ sprechen.
Die SPD
hatte im März 1920 über 16% an Stimmen an die USPD verloren, wohl deshalb, weil sie in der Folge des Kapp-Lüttwitz-Putsches
beim Streik
im Ruhrgebiet gegen streikende Arbeiter rücksichtslos vorgegangen war,
während die Kapp-Putschisten
allesamt milde behandelt wurden und glimpflich davonkamen.
Literatur:
Manfred Treml: Oldenbourg Geschichte für Gymnasien 12, M?nchen 1994
Josef Felder: Warum ich Nein sagte, Reinbek 2002
Josef Felder: Abgeordnete des Deutschen Bundestages - Aufzeichnungen und Erinnerungen - Band 1; Boppard 1982 Seite 9 - 79
Links:
http://www.gonschior.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Kapp-Putsch
http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/gewalt/kapp/index.html
http://www.bpb.de/themen/YJWUL0,5,0,Kampf_um_die_Republik_1919_1923.html
http://www.fes.de
Verfasser: Christian Heidinger, Christoph Jung