7. Josef Felder als Redakteur

Josef Felder bei der "Schwäbischen Volkszeitung"

Umzug in seine Heimatstadt

Bereits seit 1921 hatte Josef Felder als freier Korrespondent nebenberuflich für die Augsburger „Schwäbische Volkszeitung“ agiert. Der schwäbische Landtagsabgeordnete Clemens Högg holte Felder 1924 in seine Geburts- und Vaterstadt zurück. Da er sich nach eigenem Bekunden Zeit seines Lebens als Augsburger gefühlt hatte, siedelte er mit seiner Familie, seiner Frau und den Zwillingen Kurt und Horst von Mindelheim nach Augsburg über.




Engagement Felders

Nach einer Probezeit von nur 3 Wochen anstatt der vorgesehenen drei Monate wurde Felder hauptberufliches Redaktionsmitglied und durchlief sämtliche Ressorts: Provinz, Sport, Lokales, Feuilleton und Politik.

Seit 1924 auch Mitglied der Augsburger SPD, war er gleichzeitig ein Jahrzehnt lang als „meistbeschäftigter“ Referent bei den schwäbischen SPD-Ortsvereinen aktiv und speziell in den 22 Sektionen der SPD in Augsburg tätig. Diese Arbeit beanspruchte den jungen Mann gesundheitlich so stark, dass er zwischen 1924 und 1933 zweimal einen längeren Sanatoriumsaufenthalt einlegen musste.



In der Zeit der Weimarer Republik war die Bevölkerung in großem Maße auf die kommunalen Mandatsträger und Zeitungen angewiesen, der Rundfunk übernahm erst ab 1933 eine bedeutsamere Rolle.

Übernahme der politischen Führung der Zeitung

Bereits vollkommen ausgebildet in der Drucktechnik, erlernte Josef Felder bei der Schwäbischen Volkszeitung nun auch die redaktionelle Tätigkeit von der Pike auf. Da ihr Chefredakteur Georg Simon als Reichstagsabgeordneter und Stadtrat sehr beansprucht war, fiel Josef Felder nach und nach immer mehr die politische Führung der Zeitung zu.

Nach eigener Aussage gestaltete er die Zeitung im Layout moderner und auch nachrichtlich umfangreicher. Zwar hatte die SVZ (Schwäbische Volkszeitung) eine gute Verbreitung im Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg, aber es mangelte an Abonnenten. Leser der Zeitung waren hauptsächlich Arbeiter und Angestellte, weniger die Mittelständler und Intellektuellen.

Kampf gegen die Nazibewegung

Alfons Wild, der damalige Chefredakteur der katholischen „Augsburger Postzeitung“ unterstützte Josef Felder in seinem Widerstand gegen die Nationalsozialistische Bewegung. Beide pflegten trotz weltanschaulicher Differenzen regen Kontakt. Bei der Trauerfeier für den früheren Reichskanzler Müller (SPD) im Augsburger Gewerkschaftshaus fand das wohl denkwürdigste Treffen der beiden statt. Wild erschien dort als Vorsitzender der BVP in Schwaben und beklagte die ablehnende Haltung seiner Partei gegenüber der SPD. Energisch forderte er die Bildung einer Abwehrfront gegen die Nazis: Wir kämpfen zwar auf verschiedenen Ebenen, doch in der Abwehr gegen die NSDAP sind wir einig.



Wild starb 1932 im Alter von nur 38 Jahren, kurz nachdem er Rosenbergs „Mythos des 20. Jahrhunderts“ mit einer Serie von Leitartikeln journalistisch glanzvoll widerlegt hatte, deren „wissenschaftliche Akribie“ Josef Felder nachhaltig beeindruckte. Josef Felder hielt als ehemaliger Verbündeter und stellvertretender Vorsitzender der Augsburger Ortsgruppe des Reichsverbandes der Deutschen Presse die Grabrede. So wurde er auf dem Friedhof dem bayerischen Innenminister Stützel vorgestellt, der ihm erklärte: „Verlassen Sie sich darauf, gegen die Nazis werden wir schießen, wenn es eines Tages erforderlich sein wird.“

1924 trat Josef Felder auch dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold bei. Dieser „Wehrverband“ stand den Sozialdemokraten nahe, schützte deren Redner bei Wahlveranstaltungen vor Übergriffen von rechten oder linken Extremisten. Im Jahr 1931 wurde gemeinsam von SPD, Reichsbanner, Arbeitersportverbänden sowie Freien und Christlichen Gewerkschaften die „Eiserne Front“ gegründet. Diese fungierte als Gegenorganisation der rechten „Harzburger Front“ und diente ebenfalls dem Schutz prominenter Vertreter wie auch der Verteidigung der Republik. In Augsburg traten die Nazis immer aggressiver auf, was die SPD-Fraktion dazu veranlasste, sich im Zeichen der „Eisernen Front“ energisch gegen sie zu wenden.


Konflikte mit den Nationalsozialisten in Schwaben

Auch in der schwäbischen Provinz erschien es für die SPD notwendig, auf die Aktivitäten der Nazis mit Großkundgebungen zu antworten. Hierbei warnten in vorderster Reihe Paul Löbe und Wilhelm Hoegner vor dem Faschismus.

Das Reichsbanner organisierte in der Augsburger Sängerhalle eine Kundgebung, in der Dr. Josef Wirth, damaliger Reichskanzler (Zentrum) die Demagogie der Nazis leidenschaftlich attackierte und bloßstellte.

Eine Versammlung Josef Felders wurde von Nationalsozialisten unter der Führung des späteren Gauleiters Karl Wahl gesprengt was ihn dazu brachte, in der SVZ ein Streitgespräch vorzuschlagen. Seine Bedingungen hierfür waren: Die gleiche Anzahl an Teilnehmern seitens der Nazis und der Sozialdemokraten sollte zugelassen sein, die Redezeit genau aufgeteilt werden und Juden sollte der Zutritt erlaubt sein.

Die Nazis antworteten mit einem Flugblatt: „Heraus, ihr feigen Brüder von der Schwäbischen Volkszeitung. Vor allem warten wir auf Herrn Felder!“ Jedoch lehnten sie die Anwesenheit von Juden ab und bezeichneten die SVZ als „kapitalistische Judenschutzgruppe“ woraufhin das Streitgespräch Felders mit dem NSDAP-Reichstagsabgeordneten Gottfried Feder nicht zustande kam.

Die SPD plakatierte daraufhin nach Felders Entwurf verfängliche Fragen an Joseph Goebbels, welche von der SA sofort wieder abgerissen wurden. Nach seiner Einlieferung ins KZ Dachau im Jahr 1934 sorgten schwäbische Nazifunktionäre, die sich gut an seinen früheren Aktivismus erinnerten, dafür, dass Josef Felder vier Wochen lang in Bunkerhaft kam und auch sonst „erheblichen Schikanen“ ausgesetzt war.

Am 11.8.1928 hielt Josef Felder beim Verfassungstag in Lindau eine Rede, aufgrund welcher er mit dem damaligen Oberbürgermeister Ludwig Siebert in Konflikt geriet. Dieser, später nationalsozialistischer Ministerpräsident in Bayern, verklagte Josef Felder 1932 wegen redaktioneller Deckung eines Informanten. Josef Felder musste laut Urteil des Amtsgerichts Lindau 600 Mark Strafe wegen Beleidigung entrichten. Die Anklage wegen Verleumdung jedoch lehnte das Gericht ab. Natürlich führte dies zur Entrüstung bei den Nazis, denn diese hatten sich für Felder eine Gefängnisstrafe erhofft, mit der der Tatbestand der Verleumdung zu ahnden gewesen wäre.



Im Sommer 1932 konnte sich Josef Felder in Oberstaufen gegen die Nationalsozialisten unter Führung des Reichstagsabgeordneten Schwarz nur mit Hilfe des Reichsbanners erwehren, das ihm weitestgehend Schutz gewährte.
Literatur:
Josef Felder, Warum ich Nein sagte; Reinbek bei Hamburg, 2002;
Deutscher Bundestag. Abteilung wissenschaftliche Dokumentation (Hrsg.), Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen, Boppard 1982, Band 1, S. 15-79. Weblinks:
http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Felder