Jenseits der Parteipolitik kam es seit
den siebziger Jahren zur Entstehung einer „Neonazi-Szene“. Die Neonazis, die durch provokante
Auftritte in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregen, beziehen sich trotz
geringer ideologischer Differenzen einheitlich auf die Grundprinzipien des Nationalsozialismus,
zu welchen u.a. Hitlers
„Mein
Kampf“ zählt.
Während die Bewegung gegen Ende der achtziger
Jahre an Anhängern verlor, erhoffte sich die Szene einen Zuwachs durch die neuen Bundesländer.
1990 wurde im Osten die „Nationale Alternative“ („NA“) gegründet, später jedoch
erlangte die „Deutsche
Alternative“, obwohl im Westen gegründet, in Ostdeutschland den
Status der größten neonazistischen Organisation.
Ab 1992 wurden Gruppierungen wie
die „NA“ oder die „NO“ („Nationale
Offensive“) von Seiten der Regierung verstärkt unter Druck gesetzt, weshalb
die Organisationsstrukturen langsam zerfielen.
Als Folge bildeten sich ab 1994 sogenannte regionale „Nationale
Kameradschaften“, um bisher unbekannte Agitationsmöglichkeiten auszutesten
(siehe Abbildung 2).
Im Jahr 2006 existieren schätzungsweise 160 verschiedene
Kameradschaften dieser Art. Zeitweise verhinderten Verbotsmaßnahmen und
Machtkämpfe unter Führungspersonen ein intaktes nationales Netzwerk, allerdings
gibt es durchaus bundesweite Koordinationszentralen. Hier ist der „Widerstand West",
eines der überregionalen Organisationsbüros der
neonazistischen „freien
Kameradschaften“ zu nennen, das in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
aktiv ist.
In Bayern und Baden-Württemberg
gibt es den „Widerstand
Süd“, in Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Niedersachsen, Bremen und Hessen agiert das „Nationale
und Soziale Aktionsbündnis Norddeutschland (NSAN) und wiederum das „Nationale und
Soziale Aktionsbündnis Mitteldeutschland (NSAM) ist in den
Bundesländern Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen aktiv.
Das neonazistische
Personenpotenzial in der BRD
liegt laut Verfassungsschutzbericht
von 2005 bei 4.100 Personen.
Andere Personengruppen hingegen,
im Speziellen gewaltbereite Rechtsextremisten, wie Skinheads
verfügen mit 10.400 Aktiven über wesentlich mehr Mitglieder.
Auffällig ist, dass schon Ende
der neunziger Jahre mehr als die Hälfte der aktiven Neonazis ostdeutsch waren, obwohl in Ostdeutschland nur 20%
aller Bundesbürger lebten.
Literatur:
Bundesministerium der Innern (Hrsg.), Verfassungsschutzbericht 1999, Berlin 200,S.23
http://www.verfassungsschutz.de/de/publikationen/verfassungsschutzbericht/
Von Juliane Rick