Julius
Streicher wurde am 12. Februar 1885 als unehelicher Sohn eines
Volksschullehrers in Fleinhausen bei Augsburg geboren. Nach dem Besuch des
Augsburger Lehrerseminars wird er 1904 Aushilfslehrer in Mindelheim, ab 1905
erhält er dort eine dauerhafte
Anstellung als Lehrer. 1907/08: Streicher
dient als Einjährig-Freiwilliger,
anschließend wird er Volksschullehrer.
Er nimmt in
bayerischen Einheiten am Ersten
Weltkrieg teil und wird 1918 zum Leutnant der Reserve befördert. Nach
Tätigkeiten in verschiedenen völkischen Organisationen ist er 1919 Mitbegründer
der Nürnberger Ortsgruppe der antisemitischen
Deutsch-Sozialen Partei. Im Jahr 1922 wird die Ortsgruppe der Deutsch-Sozialen
Partei von Streicher der Nationalsozialistischen
Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) Adolf Hitlers unterstellt. 1923
gründet Julius
Streicher die Wochenzeitung "Der Stürmer".
Durch plakative antisemitische Parolen und Skandalgeschichten, häufig mit
sexuellem Hintergrund, erreicht "Der Stürmer"
bis 1938 eine Auflage von bis zu einer halben Million Exemplare. Mit
Zeitungsbeiträgen und durch Vortragsreisen verbreitet Streicher seine
antisemitischen Ansichten. Beim Hitler-Putsch 1923 ist
Streicher als Propagandist für Hitler tätig und erwirbt sich dadurch dessen
Freundschaft. Wegen seiner Teilnahme am Hitler-Putsch wird Streicher
allerdings vom Schuldienst suspendiert.
Bei der
Neugründung der NSDAP
1925 wird Streicher mit dem Aufbau der Partei in Nordbayern beauftragt und 1929
zum Gauleiter
des neu gegründeten Gaus Mittelfranken ernannt und rückt in als
Abgeordneter der NSDAP
in den Bayerischen Landtag.
Nach der
nationalsozialistischen Machtübernahme scheidet Streicher aus dem Schuldienst
aus und wird Leiter des "Zentralkomitees
zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze", das die
antisemitischen Aktionen und Boykotte zentral steuert. Im Gau Mittelfranken
geht er besonders scharf gegen Juden und bürgerliche Gegner vor. Daneben gibt
er zur Indoktrination von Kindern antisemitische Bilderbücher wie "Der
Giftpilz" heraus. Im "Stürmer"
startet er eine Kampagne, die den Boden für die Nürnberger Rassengesetze von
1935 vorbereitet. Streicher
erhält 1934 den Ehrenrang eines Gruppenführers der Sturmabteilung
(SA). In seiner Funktion als Gauleiter kauft er zahlreiche Zeitungen auf und
vergrößert sein Privatvermögen durch Aneignung jüdischen Besitzes. Auch durch
seine sexuellen Eskapaden und Korruption erregt Streicher
Aufsehen. Die Protektion, die Hitler
ihm angedeihen lässt, schützt ihn jedoch vor seinen Gegnern.
Wegen eines
Ausfalls gegen einen NS-Funktionär wird die Verbreitung des "Stürmers"
1935 kurzfristig verboten. Viele Nationalsozialisten fürchten, dass die
Primitivität des "Stürmers"
sich negativ für die Partei auswirke. Im Jahr 1940 setzt Hermann
Göring eine Kommission ein, welche die Vorwürfe gegen Streicher untersuchen
soll. Dieser wird seiner Ämter enthoben, behält aber auf Anweisung Hitlers den
Rang eines Gauleiters.
Er zieht sich auf sein Gut
Pleikershof bei Nürnberg zurück, bleibt aber weiterhin Herausgeber des
"Stürmers".
Am Ende des Zweiten
Weltkriegs flieht Streicher
in die Alpen und lebt einige Wochen unerkannt in einem österreichischen Dorf,
ehe er von amerikanischen Soldaten verhaftet wird. Vom Internationalen
Militärgerichtshof wird Streicher
in Nürnberg zum Tod verurteilt. Und am 16. Oktober 1946 hingerichtet. Noch kurz
vor dem Tod erklärt er seine Treue zu Hitler und bekennt sich zu seinem
monokausalen antisemitischen Weltbild.
Quelle:
www.dhm.de